Montag, 28. Februar 2011

Ugly monday, zuviele Patienten und nur ich in der Ambulanz.
Gestern auf anraten meiner Tochter "Benjamin Button" gesehen, sehr ruhiger, zu Herzen gehender Film. Nachts noch einen Alptraum gehabt,der hat sich dann heute bei Tage wegtelefonieren lassen.
Bad Nauheim war wieder sehr interessant. Ich habe bei vielen Dingen Veränderungsideen, bin aber gleichzeitig mutlos was die Durchsetzung angeht.
Ortrud Grön hat uns ein Gedicht empfohlen von :

Ich dein baum

Nicht du sollst meine probleme lösen
sondern ich deine gott der asylanten
nicht du sollst die hungrigen satt machen
sondern ich soll deine kinder behüten
vor dem terror der banken und militärs
nicht du sollst den flüchtlingen raum geben
sondern ich soll dich aufnehmen
schlecht versteckter gott der elenden

Du hast mich geträumt gott
wie ich den aufrechten gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt

Hör nicht auf mich zu träumen gott
ich will nicht aufhören mich zu erinnern
dass ich dein baum bin
gepflanzt an den wasserbächen
des lebens.


Dorothee Sölle

(Professorin Dr.in Dorothee Sölle, geb. Nipperdey)
geboren am 30. September 1929 in Köln
gestorben am 27. April 2003 in Göppingen (Baden-Württemberg)
deutsche Schriftstellerin, Theologin, Pazifistin, globale Friedensaktivistin
80. Geburtstag am 30. September 2009


Biografie
Trotz Promotion (1954), Habilitation (1971), ordentlicher Professur in New York (1975-87) und Pariser Ehrenpromotion (1977) bekam die profilierte deutsche Theologin und Autorin von keiner deutschen Universität je eine ordentliche Professur angeboten. In Deutschland bezeichnete sie sich am liebsten schlicht als “freie Schriftstellerin”.
Die Germanistikdozentin und Mutter von drei Kindern gründete 1968 in Köln das ökumenische “Politische Nachtgebet”, dem es um die Verbindung zwischen aktuellen Themen wie Vietnamkrieg, Obdachlosigkeit, Dritte Welt mit Meditation, Diskussion und gemeinsamen Aktionen ging.
“Zum Feminismus bin ich durch meine amerikanischen Freundinnen gekommen” (Gegenwind). Diese verschafften ihr 1975 den Ruf an das liberal-radikale New Yorker Union Theological Seminary. Unter Feminismus versteht sie den Widerstand von Frauen und Männern gegen die Kultur des Gehorsams und gegen jede Form von Patriarchat.
“Mein Glaube kommt aus der deutschen Erschütterung, aus Auschwitz”. Einen radikal anderen Zugang zur Bibel fand Sölle u.a. durch die Begegnung mit mittel- und lateinamerikanischen Basisgemeinden und der Befreiungstheologie sowie ab 1979 durch die Freundschaft mit Nicaraguas Kulturminister Ernesto Cardenal. Die Bergpredigt enthalte “unaufgebbare Forderungen an uns alle” und Gott “habe keine Hände als unsere.” Ihre zahlreichen Bücher, darunter viele Lyrikbände, sind leidenschaftliche Zeugnisse einer konkret engagierten Christin, Sozialistin, Feministin, Pazifistin und Ökologin.
Für Bischöfin Margot Käßmann war Sölle eine “Streiterin für die feministische Theologie”, nach deren Tod “eine heilsame Unruhe fehlen” wird. Ihr ist es zu verdanken, daß feministische Theologie u.a. über die evangelischen Kirchentage an die Basis gelangte.  “Daß es heute Bischöfinnen gibt, ist nicht zuletzt ein Werk von Dorothee Sölle” (Antje Vollmer, MdB). “Sie erlaubte sich, die jeweils andere zu sein – den Frommen die Politische, den Politischen die Fromme, den Bischöfen die Kirchenstörerin und den Entkirchlichten die Kirchenliebende. Das hat viele irritiert.” So Fulbert Steffensky, ehemaliger Benediktinermönch, seit 1969 Ehemann von Dorothee Sölle und Vater ihres vierten Kindes.
“Ich wünsche mir wirklich von ganzem Herzen, daß diese Erde bleibt . . . daß diese Schöpfung bestehen bleibt. Ob ich als Person, also mit Visitenkarte oder Enkelkindern, da vorkomme, ist mir nicht zentral. Gott ist. . . . Der Fluch ist das Töten, nicht das Sterben” sagte sie in ihrem letztem Vortrag am Abend vor ihrem Tod.

Nancy Lukens

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